Etwas Sinnvolles mit dem Computer machen
Die Industrie ist im Umbruch, und Ingenieure werden dringend benötigt. Das Projekt "Create Reutlingen" will Lust auf diesen Beruf machen und setzt auf das Entdecker- und Entwicklergen von Schülern.
Industrie 4.0, 3D- Druck das sind abstrakte Begriffe für Außenstehende. Doch die "smarte Fabrik", die sich durch noch größere Effizienz und Wandlungsfähigkeit auszeichnet, wird mit aller Wahrscheinlichkeit genauso Realität werden wie die Fertigung von Bauteilen oder ganzer Produkte im Druckverfahren.
Zahlreiche ausländische Unternehmen haben diesen Trend erkannt und stellen mit. 3D-Druck neben Kleinstteilen aus unterschiedlichsten Materialien bereits komplette Elemente für den Häuserbau her. Dagegen hat man den Eindruck, dass das Thema hierzulande ein wenig vor sich hindämmern. Und das obwohl die Zeichen der Zeit unumkehrbar scheinen und es für den Wettbewerb geeignete Fachkräfte braucht, die sich der Herausforderung stellen.
Die Stadt und das Create-Zukunftslabor in der Burkhardt + Weber-Straße haben sich dieser Aufgabe schon vor fünf Jahren mit dem Projekt "Create Reutlingen" gestellt. Schüler des Johannes-Kepler-Gymnasiums sammelten damals erste Erfahrungen mit der Konstruktion per Computer und konnten ihre via CAD erstellten Produkte ausdrucken.
Wahrend das Projekt in Metzingen und Bad Urach bis heute sehr erfolgreich Schüler auf freiwiliger Basis für das Ingenieurwesen begeistert, schlief das Vorhaben in Reutlingen fast ein beziehungsweise "lief auf Sparflamme", wie Markus Flammer von der Wirtschaftsförderung der Stadt sagt. Auch weil es an Firmen mangelte, die das Vorhaben finanziell unterstützten. Ein weiterer Grund dürfte laut Flammer und Florian Wiest, Ingenieur und Inhaber des Reutlinger Zukunftsiabors Create, gewesen sein, dass das Thema damals noch zu neu war.
Da sich die Möglichkeiten des 3D-Drucks in den vergangenen fünf Jahren rapide weiterentwickelt ahben, war für Flammer klar: "Wir müssen das in Reutlingen wieder ans Laufen bringen." Zumal die Unternehmen mit dem Thema jetzt etwas anfangen könnten, Seit diesem Schuljahr gibt es "Create Reutlingen" wieder am Albert- Einstein- sowie am Isolde-Kurz-Gymnasium. Die Kursplätze seien, führt Wiest aus, heiß begehrt gewesen. Zwischen 90 und 100 Interessierte hätten sich für die 30 Plätze beworben, sodass ein Auswahlverfahren notwendig gewesen sei
"Die Abbruchquote liegt bei Null", freute sich Wiest über den Eifer, mit dem die Schüler bei der Sache sind. Und das obwohl die Siebtklässler freiwillig montags- und freitagnachmittags ranmüssten, um beispielsweise das Tübinger Tor am Rechner virtuell nachzubilden. "Wir bieten mehr als nur einen CAD-Kurs“, erklärte Wiest weiter. Vielmehr gehe es ihm auch darum, eine neue Lernkultur zu vermitteln. Die würde praxisnah sein und beispielsweise an den Funktionen eines Smartphones zeigen, dass da alles drinstecke, was in Mathematik auftaucht. Zudem ist der Kurs laut Markus Flammer darauf ausgelegt, "etwas Sinnvolles mit dem PC zu machen". Zumal es für die Zukunft Fertigkeiten und Fähigkeiten brauche, um letztlich Wirtschaftsstandorte zu erhalten und auszubauen.