Wenn Unterricht zum Höhenflug gerät
Tailfinger Progymnasiasten simulieren im Rahmen des Projekts »Create« eine Hubschrauberexkursion durch Ebingen
Albstadt. 28 Tailfinger Progymnasiasten haben im Rahmen des Projekts »Create Albstadt« mit Hilfe von Hochschule, Naturwissenschaftlich-Technischem Stützpunkt und dem Reutlinger »Create-Zukunftslabor« einen Flug durch Ebingen simuliert. Am »Tag der Technik« stellen sie ihn vor.
Am Rathaus vorbei die Marktstraße hinunter zum Klesinger-Platz, dann am Postsattler vorbei hinein in die Untere Vorstadt, eine Ehrenrunde um die Villa Haux und hinüber zur Hochschule - die 14-jährige Sanju hat den Joystick, der als Steuerknüppel dient, bestens im Griff und sichtlich Spaß am Stadtbummel über den Dächern. Das Ebingen, das in CAD-Optik dreidimensional über die Beamerleinwand im Raum 231 der Hochschule flimmert, ist dem echten durchaus ähnlich - man erkennt jedes Haus auf Anhieb, allerdings klaffen hier und da Baulücken im Bestand, und hinter Groz-Beckert und der Martinskirche ist die Stadt auch schon zu Ende. Die Schüler haben sich beim Nachmodellieren der Gebäude am Rechner auf die wichtigsten Straßenzüge und Landmarken beschränkt.
Sie hatten auch so mehr als genug zu tun: Zusammen mit ihren betreuenden Lehrern lichteten sie rund 150 Häuser ab und überführten sie mit Hilfe des Computers in CAD-Darstellung. Die Modelle, die dabei entstanden, stellten sie der Hochschule, zur Verfügung, die damit und mit Hilfe ihrer leistungsstarken Rechner die Simulation erstellten, welche die Schüler am kommenden Freitag beim »Tag der Technik« der Öffentlichkeit präsentieren werden. Kein Clip mit vorgegebenem Ablauf wohlgemerkt, sondern eine Reise, auf der der Pilot bestimmt, wohin es geht. Die Technik ist die von Google Earth, und in Google Earth lässt sich die Simulation auch einspeisen.
Naturwissenschaft kann auch unterhaltsam sein
Als Helmut Posselt vom Naturwissenschaftlich-Technischen Stützpunkt und Florian Wiest vom »Create-Zukunftslabor« das Projekt »Create« in den siebten und achten Klassen des Progymnasiums Tailfingen in Angriff nahmen, war noch nicht abzusehen gewesen, dass ein solches Projekt dabei herauskommen würde. Die Schüler sollten im Rahmen des NWT-Unterrichts an die CAD-Technologie herangeführt werden, sie sollten lernen, mit dem Computer Produkte zu designen - zum Beispiel USB-Sticks - und diese dann zu drucken. Drucken? Richtig: Die Druckertechnologie hat sich mittlerweile die dritte Dimension erschlossen. Als Mentoren waren den 13- und 14-Jährigen dabei neben ihren NWT-Lehrern angehende Studenten behilflich, die in Diensten von »Create« Reutlingen stehen. Die 20-jährige Dan und der 19-jährige Philipp sind vom Elan und der Begeisterungsfähigkeit ihrer Schützlinge stark beeindruckt: »Da hat noch nie einer je gefehlt. Kein Wunder - in punkto Unterhaltungswert ist »Create« dem Gros des etatmäßigen Unterrichtsstoffs weit überlegen.
Das kommt natürlich nicht von ungefähr. Vor dem Hintergrund des sich abzeichnenden Fachkräftemangel sollen Projekte wie »Create« die vermeintlichen Technikmuffel an den Schulen auf den technisch-naturwissenschaftlichen Geschmack bringen. Unter anderem mit Hilfe der Infrastruktur am neuen Technologiezentrum hoffen die Initiatoren In Albstadt die jungen Leute bis zum Abitur bei der Stange zu halten - bei den Maschinenbauern der Hochschule wären sie willkommen. Allerdings, räumt Hochschulprofessor Nicolai Beisheim ein, erwartet sie dort erst einmal das »akademische Schwarzbrot«: Theorie und vor allem viel Mathematik. »Die bunten Bilder gibt es dann später wieder.«